Menschen mit ADHS/ADS tragen ein erhöhtes Risiko, im Laufe ihres Lebens auf verschiedene Herausforderungen und gesundheitliche Risiken zu stoßen, insbesondere im Bereich der Suchtentwicklung und anderer psychischer Erkrankungen.
Diese Risiken entstehen oft als Folge von Schwierigkeiten bei der Impulskontrolle, Frustrationstoleranz und emotionalen Dysregulation.
- Erhöhtes Suchtrisiko: Eine der gravierendsten Begleiterscheinungen von ADHS ist das erhöhte Risiko für Suchterkrankungen. Betroffene neigen dazu, sich intensiver mit Substanzen oder Verhaltensweisen auseinanderzusetzen, die ihnen kurzfristige Erleichterung oder Stimulation bieten. Typische Suchtformen sind:
- Alkohol- und Drogenabhängigkeit: Studien zeigen, dass Menschen mit ADHS ein höheres Risiko haben, eine Abhängigkeit von Alkohol, Cannabis oder anderen Drogen zu entwickeln. Impulsive und risikofreudige Verhaltensweisen begünstigen den Missbrauch solcher Substanzen.
- Nikotinabhängigkeit: Viele ADHS-Betroffene beginnen früh mit dem Rauchen, da Nikotin kurzfristig eine beruhigende Wirkung auf das Gehirn haben kann. Langfristig führt dies jedoch häufig zu schwerwiegenden gesundheitlichen Problemen.
- Verhaltenssüchte: Auch Suchtverhalten ohne Substanzmissbrauch, wie etwa Spielsucht, Internetsucht oder Essstörungen, tritt bei ADHS häufiger auf. Das Bedürfnis nach sofortiger Befriedigung oder Belohnung spielt hier eine zentrale Rolle.
Psychische Begleiterkrankungen
Neben Suchtproblemen haben viele ADHS-Betroffene auch ein erhöhtes Risiko für komorbide psychische Erkrankungen. Häufige Begleiterkrankungen sind:
- Angststörungen: Menschen mit ADHS fühlen sich oft überfordert von den Anforderungen des Alltags, was zu chronischem Stress und Ängsten führen kann.
- Depressionen: Insbesondere bei unbehandeltem ADHS kann es zu einer depressiven Symptomatik kommen. Die anhaltenden Schwierigkeiten, im Leben „funktionieren“ zu können, führen zu Frustration und Selbstwertproblemen, die in depressive Episoden münden können.
- Oppositionelles Trotzverhalten und Störungen des Sozialverhaltens: Insbesondere bei Kindern und Jugendlichen führt ADHS oft zu Konflikten mit Autoritätspersonen und problematischem Verhalten in sozialen Kontexten.
Unfälle und Risikoverhalten
Impulsivität und mangelnde Konzentration führen dazu, dass ADHS-Betroffene häufiger in Unfälle verwickelt sind. Insbesondere im Straßenverkehr stellt ADHS ein großes Risiko dar.
Studien belegen, dass Menschen mit ADHS häufiger an Verkehrsunfällen beteiligt sind, da sie spontane, unüberlegte Entscheidungen treffen, schneller abgelenkt sind oder zu riskantem Fahrverhalten neigen.
Psychosoziale Probleme bei ADHS/ADS
ADHS wirkt sich nicht nur auf die psychische Gesundheit aus, sondern hat auch weitreichende soziale und berufliche Konsequenzen.
Betroffene erleben häufig Konflikte in ihrem Umfeld, Schwierigkeiten im Beruf und Probleme in zwischenmenschlichen Beziehungen.
- Schwierigkeiten in sozialen Beziehungen: Menschen mit ADHS/ADS haben oft Probleme, soziale Normen zu verstehen oder einzuhalten. Impulsivität führt dazu, dass sie ungeduldig wirken oder andere unterbrechen. Dies kann zu Missverständnissen und Konflikten in Freundschaften, Partnerschaften oder im Berufsleben führen.
- Soziale Isolation: Kinder mit ADHS sind oft Außenseiter in der Schule, da ihr Verhalten von Gleichaltrigen als störend empfunden wird. Dies kann zu sozialer Ausgrenzung führen, die auch im Erwachsenenalter fortbesteht.
- Beziehungsprobleme: Auch in romantischen Beziehungen treten häufig Konflikte auf. ADHS-Betroffene haben Schwierigkeiten, ihre Emotionen zu regulieren, was zu spontanen Wutausbrüchen oder impulsiven Entscheidungen führen kann.
Schwierigkeiten im Berufsleben
ADHS kann auch die berufliche Entwicklung erheblich beeinträchtigen.
Die Anforderungen des Arbeitslebens – insbesondere in Berufen mit hoher Eigenverantwortung oder komplexen Aufgaben – stellen oft eine große Herausforderung dar:
- Konzentrationsschwierigkeiten: Längere, monotone Aufgaben fallen schwer, was zu Leistungseinbußen führt.
- Unorganisiertheit: Menschen mit ADHS haben Schwierigkeiten, ihre Arbeit strukturiert zu erledigen, Fristen einzuhalten oder Prioritäten richtig zu setzen.
- Wechselnde Jobs: Betroffene neigen dazu, oft den Job zu wechseln, weil sie sich entweder schnell langweilen oder Schwierigkeiten haben, sich an die Anforderungen des Berufs anzupassen.
Geringes Selbstwertgefühl
Die ständigen Rückschläge, Missverständnisse und Frustrationen im Alltag führen häufig zu einem geringen Selbstwertgefühl bei ADHS-Betroffenen. Dies beginnt oft schon in der Kindheit, wenn sie als „schwierig“ oder „faul“ abgestempelt werden. Im Erwachsenenalter bleibt dieser innere Kampf oft bestehen, wenn sie das Gefühl haben, den Anforderungen der Gesellschaft nicht gerecht zu werden.
Langfristiger Ausblick
Die gute Nachricht ist: Mit der richtigen Unterstützung und einem umfassenden Behandlungsansatz können viele ADHS-Betroffene lernen, ihre Symptome zu managen und ein erfülltes Leben zu führen.
Therapie, Medikation und gezieltes Coaching helfen dabei, den Alltag zu strukturieren, Emotionen zu regulieren und die eigenen Stärken zu erkennen. Doch es bleibt eine Herausforderung – besonders, wenn die Diagnose erst spät gestellt wird und bereits viele psychosoziale und gesundheitliche Folgen entstanden sind.