Ich hab doch kein AD(H)S ..

.. dachte ich mein - schon recht fortgeschrittenes - Leben lang auch, bzw. wäre gar nicht auf die Idee gekommen, wäre ich nicht zufällig über einen Artikel einer Journalistin gestolpert, die über ihr eigenes, spätdiagnostiziertes ADHS berichtete und der mich buchstäblich aus allen Wolken fielen ließ..
Und so geht es ja vielen - ADHS ist, gemessen an seinem tatsächlichen Vorkommen - tatsächlich noch stark unterdiagnostiziert, gerade bei Frauen.
Das liegt, wie ich dann auch an mir lernen durfte, an einer stark verbreiteten Unwissenheit über ADHS in der Gesellschaft und weit verbreiteten, völlig falschen Vorurteilen und einer grundsätzlichen Stigmatisierung und Tabuisierung von geistigen und psychischen Krankheiten und Störungen gegenüber somatischen. Deshalb ist die Arbeit von Organisationen, wie ADHS Deutschland e.V. auch von immenser Wichtigkeit, um das Wissen über ADHS in der Gesellschaft zu verbreitern und Akzeptanz und sinnvollen Umgang zu schaffen. 
Allein die volkswirtschaftlichen Schäden, neben den persönlichen Tragödien, der durch nicht-diagnostiziertes und behandeltes ADHS auftretenden Folgeschäden, wie Sucht, Kriminalität, Depressionen, Angststörungen, Suizide, Arbeitslosigkeit sind immens.

ADHS ist leider nicht immer so offensichtlich, wie man es sich wünschen würde. Gerade Erwachsene, die sich ihres ständig sabotierenden Begleiters ADHS nicht bewusst sind oder waren, entwickeln in ihrem Leben oft unbewusste, elaborierte Strategien, um zum einen mit ihren Problemen umzugehen (Kompensation) und zum anderen, ihre gefühlten Unzulänglichkeiten und Probleme vor den Blicken und dem Urteil der anderen zu verbergen (Masking).
Auch die Bewegungsunruhe der Kindheit z.B. wird oft durch subtilere Bewältigungsmechanismen abgelöst und internalisiert, was zu einem Gefühl der inneren Unruhe, Anspannung, Gedankenrasen, ständig beschäftigt sein und ähnlichen Phänomenen müssen, führt. Oder aber sie wird durch subtilere - und damit "gesellschaftsfähigere" Bewegungsmuster (Kiefermahlen, mit Sachen spielen, herumkritzeln etc.) ersetzt.
Dies führt zu einer Reihe von Eigenheiten und Spleens, die manchmal nur indirekt auf die zu Grunde liegende Problematik hinweisen und somit den Blick auf die Ursachen verschleiern.
 
 
Gerade weil viele dieser Probleme und Quirks auch anderen Störungsbildern zugeordnet werden können, kann es zu Fehldiagnosen (Bspw. Borderline , Depressionen, Angststörung, Burn Out) und damit Fehlbehandlungen kommen.
Nachfolgend findest Du einige dieser unspezifischen Symptome und Angewohnheiten, die viele ADHS Betroffene schildern. Die Liste wird noch erweitert.
Im Prinzip kannst Du diese Punkte schon mal als einen inoffiziellen, medizinisch natürlich unbedeutenden und keine professionelle Diagnose ersetzenden ADHS Test betrachten. Wenn Du Dich in vielen Punkten davon wiederfindest, ist die Wahrscheinlichkeit, dass Du unter ADHS/ADS leidest nicht gering und Du solltest, wenn Du das möchtest, einen geeigneten Spezialisten für eine professionelle Diagnostik aufsuchen oder Dich zumindest einmal tiefer damit beschäftigen.
 

Körperliche Hinweise

  • Schlafstörungen
    • Einschlafstörungen nachts, nächtlicher Overthinking Modus, Gedankenrasen
    • Durchschlafstörungen: Alpträume, luzide Träume
    • ständige Müdigkeit und Erschöpftheit
    • Tagsüber plötzliches, überwältigendes Schlafbedürfnis bis zum spontanen Einnicken(Intrusive Sleep Disorder)
  • Ernährung
    • Maßloser Kaffeekonsum, Kaffee macht nicht wach, Kaffee ist auch nachts kein Problem
    • Gestörtes - oder nicht vorhandenes - Durst-/Hunger-/Appetitgefühl
    • Plötzliche Fressattacken
    • Neigung zu süßen und fettigen Nahrungsmitteln
    • Alkoholmissbrauch
    • starker Nikotinabusus
    • Immer dasselbe Essen, bis plötzlich die Lust darauf verschwindet
  • Sensorische Probleme
    • Gelegentlich auftretende Sehstörungen (Unschärfe, Nebel, erhöhte Kurzsichtigkeit
    • Akustische Fokusprobleme - Stimmen nicht "heraushören" können im Gespräch
    • Überempfindlichkeit (schwankend) gegen akustische, optische und haptische Reize bis zum Sensory Overload
    • Mysophonie: akutes Aggressionsgefühl bei bestimmten Geräusche, z.B. Essgeräuschen
    • Sensorische Empfindlichkeit (kratziger Pulli, Kälte, Wärme, Schild im Pulli)
  • Bewegungsunruhe oder Stimming (selbststimulierendes oder beruhigendes Verhalten)
    • Kiefer mahlen
    • Mit Ringen, Schmuck spielen
    • Hin und Her wippen
    • Mit Sachen herumspielen, auf Stiften kauen, rumnesteln,
    • Haare verdrehen
    • Lippe kneten
    • Augenbrauen "streicheln"
    • Rumkritzeln bei Telefonaten, Umherlaufen
    • Meetings etc: Öftere "Toilettenbesuche"
    • Mit Füssen und Beinen wippen 
    • An der Haut oder Kleidung zupfen
    • Wiederholung von Wörtern oder Sätzen
    • Summen, wiederholende Geräusche machen

AD(H)S erkennen

Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) ist eine der am häufigsten diagnostizierten neuropsychologischen Entwicklungsstörungen. Sie betrifft sowohl Kinder als auch Erwachsene und zeichnet sich durch anhaltende Schwierigkeiten in den Bereichen Aufmerksamkeit, Impulskontrolle und Hyperaktivität aus.
In diesem Artikel möchte ich dir zeigen, wie du ADHS erkennen kannst, welche Symptome typisch sind und welche Schritte bei der Diagnose wichtig sind. Gerade bei undiagnostizierten Erwachsenen ist zu beachten, dass die Symptome - durch verschiedene, im Leben erworbene, Kompensationsmechanismen - stark in den Hintergrund treten oder sogar überkompensiert werden können (stete Unpünktlichkeit vs aus Angst immer zu früh, lebt im Chaos vs zwanghafte Ordnung, mit den Füßen wackeln vs angestrengtes Stillsitzen), was auch die Eigendiagnose oft erschwert.

Was ist ADHS?

ADHS steht für Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung und umfasst eine Reihe von Verhaltens- und Aufmerksamkeitsproblemen. Sie wird in drei Haupttypen unterteilt:

  • Vorwiegend unaufmerksamer Typ (ADS): Menschen haben Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren, sind leicht ablenkbar und oft vergesslich.
  • Vorwiegend hyperaktiv-impulsiver Typ: Menschen zeigen ausgeprägte Symptome von Hyperaktivität und Impulsivität, haben aber weniger Probleme mit der Aufmerksamkeit.
  • Kombinierter Typ: Diese Form beinhaltet sowohl Symptome der Unaufmerksamkeit als auch der Hyperaktivität und Impulsivität.

Die Symptome treten oft bereits im frühen Kindesalter auf und können bis ins Erwachsenenalter bestehen bleiben. Es ist wichtig zu verstehen, dass ADHS nicht allein durch eine mangelnde Selbstkontrolle oder durch schlechtes Verhalten bedingt ist, sondern dass neurobiologische Faktoren eine zentrale Rolle spielen.

Hauptsymptome von ADHS

1. Unaufmerksamkeit

Unaufmerksamkeit ist eines der Hauptmerkmale von ADHS. Sie zeigt sich durch:

  • Leichte Ablenkbarkeit: Betroffene verlieren schnell den Fokus und lassen sich leicht von äußeren Reizen ablenken.
  • Vergesslichkeit: Häufiges Vergessen von Terminen, Anweisungen oder täglichen Aufgaben.
  • Schwierigkeiten bei der Organisation: Probleme, Aufgaben zu planen, Fristen einzuhalten und Ordnung zu halten.
  • Mangelnde Ausdauer: Betroffene tun sich schwer, Aufgaben über einen längeren Zeitraum hinweg aufmerksam und konzentriert zu erledigen. Vor allem Routineaufgaben erscheinen ihnen langweilig.
  • Vermeidung von Aufgaben: Insbesondere Aufgaben, die Konzentration und geistige Anstrengung erfordern (wie zum Beispiel Schulaufgaben oder Berichte), werden oft vermieden oder aufgeschoben.


2. Hyperaktivität

Bei Kindern und Jugendlichen sind Anzeichen von Hyperaktivität oft leichter zu erkennen, da sie körperlich sehr aktiv sind. Typische Symptome sind:

  • Unruhiges Verhalten: Betroffene haben Schwierigkeiten, ruhig zu sitzen oder still zu bleiben. Sie zappeln oft mit den Händen oder Füßen und sind ständig in Bewegung.
  • Ungezügelte Energie: Besonders bei jüngeren Kindern äußert sich dies in einer ständigen körperlichen Aktivität, die kaum zu bremsen ist.
  • Probleme, still zu bleiben: Es fällt schwer, lange Zeit still zu sitzen, z.B. im Unterricht oder bei den Hausaufgaben.

Bei Erwachsenen äußert sich Hyperaktivität oft eher in einer inneren Unruhe, die nicht unbedingt zu äußerlichen Bewegungen führt. Viele Erwachsene mit ADHS berichten von einem ständigen Gefühl der Unruhe oder des "auf heißen Kohlen Sitzens".

3. Impulsivität

Impulsivität ist ein weiteres zentrales Symptom von ADHS und manifestiert sich folgendermaßen:

  • Schnelles Reden oder Handeln: Betroffene handeln häufig, ohne über die Konsequenzen nachzudenken. Sie neigen dazu, andere zu unterbrechen, zu stören oder Antworten herauszurufen, bevor die Frage zu Ende gestellt wurde.
  • Ungeduld: Warten fällt schwer, und es kommt zu impulsiven Entscheidungen, ohne die Folgen zu bedenken.
  • Risikobereitschaft: Es wird oft riskantes Verhalten gezeigt, wie etwa das Eingehen von Gefahren ohne ausreichende Vorsicht oder Überlegung.

Wie wird ADHS diagnostiziert?

Die Diagnose von ADHS erfordert eine gründliche Bewertung durch Fachkräfte, oft bestehend aus einem Psychologen, Psychiater oder einem Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie. Diese Diagnose erfolgt in mehreren Schritten:

  • Detaillierte Anamnese: Der Arzt oder Psychologe befragt den Betroffenen (oder die Eltern bei Kindern) ausführlich zu den beobachteten Symptomen, der familiären Vorgeschichte und möglichen anderen Faktoren.
  • Verhaltensbeobachtung: Es werden standardisierte Fragebögen oder Beobachtungen genutzt, um das Verhalten und die Konzentrationsfähigkeit des Betroffenen einzuschätzen. Auch Berichte von Lehrern oder anderen Bezugspersonen können dabei hilfreich sein.
  • Ausschluss anderer Ursachen: Da ADHS ähnliche Symptome wie andere Erkrankungen (z.B. Angststörungen, Depressionen oder Lernschwächen) aufweisen kann, wird untersucht, ob andere Ursachen in Frage kommen.
  • DSM-5 oder ICD-10 Kriterien: Die Diagnose basiert auf den Kriterien des DSM-5 (Diagnostisches und Statistisches Manual Psychischer Störungen) oder des ICD-10 (International Classification of Diseases). Dabei müssen die Symptome seit mindestens sechs Monaten bestehen, in mehr als einem Lebensbereich (z.B. Schule und Zuhause) auftreten und das alltägliche Leben beeinträchtigen.

Wie äußert sich ADHS bei Erwachsenen?

Während ADHS bei Kindern oft durch impulsives oder hyperaktives Verhalten auffällt, sind die Symptome bei Erwachsenen subtiler und komplexer. Erwachsene mit ADHS haben oft:

  • Probleme mit der Organisation: Die Bewältigung von Aufgaben im Alltag, das Einhalten von Terminen oder die Erledigung von Arbeitsaufträgen fällt schwer.
  • Vergesslichkeit: Häufiges Vergessen von Verpflichtungen oder Kleinigkeiten (z.B. Schlüssel, Geldbörse).
  • Emotionale Impulsivität: Betroffene können plötzlich wütend werden, ohne über die Konsequenzen nachzudenken, oder sie haben Schwierigkeiten, ihre Emotionen unter Kontrolle zu halten.
  • Schwierigkeiten in Beziehungen: Durch Unaufmerksamkeit oder impulsives Verhalten können Konflikte in Beziehungen, am Arbeitsplatz oder im sozialen Umfeld entstehen.
    ADHS und Komorbiditäten

ADHS tritt oft gemeinsam mit anderen psychischen oder emotionalen Problemen auf, darunter:

  • Angststörungen: Viele Menschen mit ADHS haben auch Angststörungen, die sich durch übermäßige Sorgen, Nervosität und Panikattacken äußern.
  • Depressionen: Aufgrund von ständigen Schwierigkeiten im Alltag und dem Gefühl des "Scheiterns" kann es bei Betroffenen auch zu Depressionen kommen.
  • Lernstörungen: Kinder und Erwachsene mit ADHS haben häufig zusätzliche Lernstörungen, wie z.B. Legasthenie oder Dyskalkulie.


Wann sollte man professionelle Hilfe suchen?

Wenn du bei dir selbst oder bei deinem Kind den Verdacht hast, dass ADHS vorliegen könnte, solltest du professionelle Hilfe in Anspruch nehmen. Es ist wichtig, eine genaue Diagnose zu erhalten, um die richtige Behandlung zu beginnen. Eine frühe Diagnose und ein entsprechendes Management können dazu beitragen, die Herausforderungen zu bewältigen und ein erfülltes Leben zu führen.

Fazit

ADHS zu erkennen, ist eine Herausforderung, da die Symptome von Person zu Person variieren und sich im Laufe des Lebens verändern können. Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität und Impulsivität sind die Kernsymptome, die in unterschiedlicher Ausprägung auftreten. Eine sorgfältige Diagnose durch Fachkräfte ist entscheidend, um ADHS richtig zu identifizieren und geeignete Unterstützung zu bieten. Auch wenn ADHS viele Herausforderungen mit sich bringt, gibt es heute wirksame Therapien und Strategien, die den Betroffenen helfen können, ein produktives und erfülltes Leben zu führen.

Lebensrisiken und psychosoziale Probleme bei AD(H)S

Menschen mit ADHS/ADS tragen ein erhöhtes Risiko, im Laufe ihres Lebens auf verschiedene Herausforderungen und gesundheitliche Risiken zu stoßen, insbesondere im Bereich der Suchtentwicklung und anderer psychischer Erkrankungen.
Diese Risiken entstehen oft als Folge von Schwierigkeiten bei der Impulskontrolle, Frustrationstoleranz und emotionalen Dysregulation.

  • Erhöhtes Suchtrisiko: Eine der gravierendsten Begleiterscheinungen von ADHS ist das erhöhte Risiko für Suchterkrankungen. Betroffene neigen dazu, sich intensiver mit Substanzen oder Verhaltensweisen auseinanderzusetzen, die ihnen kurzfristige Erleichterung oder Stimulation bieten. Typische Suchtformen sind:
  • Alkohol- und Drogenabhängigkeit: Studien zeigen, dass Menschen mit ADHS ein höheres Risiko haben, eine Abhängigkeit von Alkohol, Cannabis oder anderen Drogen zu entwickeln. Impulsive und risikofreudige Verhaltensweisen begünstigen den Missbrauch solcher Substanzen.
  • Nikotinabhängigkeit: Viele ADHS-Betroffene beginnen früh mit dem Rauchen, da Nikotin kurzfristig eine beruhigende Wirkung auf das Gehirn haben kann. Langfristig führt dies jedoch häufig zu schwerwiegenden gesundheitlichen Problemen.
  • Verhaltenssüchte: Auch Suchtverhalten ohne Substanzmissbrauch, wie etwa Spielsucht, Internetsucht oder Essstörungen, tritt bei ADHS häufiger auf. Das Bedürfnis nach sofortiger Befriedigung oder Belohnung spielt hier eine zentrale Rolle.

Psychische Begleiterkrankungen

Neben Suchtproblemen haben viele ADHS-Betroffene auch ein erhöhtes Risiko für komorbide psychische Erkrankungen. Häufige Begleiterkrankungen sind:

  • Angststörungen: Menschen mit ADHS fühlen sich oft überfordert von den Anforderungen des Alltags, was zu chronischem Stress und Ängsten führen kann.
  • Depressionen: Insbesondere bei unbehandeltem ADHS kann es zu einer depressiven Symptomatik kommen. Die anhaltenden Schwierigkeiten, im Leben „funktionieren“ zu können, führen zu Frustration und Selbstwertproblemen, die in depressive Episoden münden können.
  • Oppositionelles Trotzverhalten und Störungen des Sozialverhaltens: Insbesondere bei Kindern und Jugendlichen führt ADHS oft zu Konflikten mit Autoritätspersonen und problematischem Verhalten in sozialen Kontexten.

Unfälle und Risikoverhalten

Impulsivität und mangelnde Konzentration führen dazu, dass ADHS-Betroffene häufiger in Unfälle verwickelt sind. Insbesondere im Straßenverkehr stellt ADHS ein großes Risiko dar.
Studien belegen, dass Menschen mit ADHS häufiger an Verkehrsunfällen beteiligt sind, da sie spontane, unüberlegte Entscheidungen treffen, schneller abgelenkt sind oder zu riskantem Fahrverhalten neigen.

Psychosoziale Probleme bei ADHS/ADS

ADHS wirkt sich nicht nur auf die psychische Gesundheit aus, sondern hat auch weitreichende soziale und berufliche Konsequenzen.
Betroffene erleben häufig Konflikte in ihrem Umfeld, Schwierigkeiten im Beruf und Probleme in zwischenmenschlichen Beziehungen.

  • Schwierigkeiten in sozialen Beziehungen: Menschen mit ADHS/ADS haben oft Probleme, soziale Normen zu verstehen oder einzuhalten. Impulsivität führt dazu, dass sie ungeduldig wirken oder andere unterbrechen. Dies kann zu Missverständnissen und Konflikten in Freundschaften, Partnerschaften oder im Berufsleben führen.
  • Soziale Isolation: Kinder mit ADHS sind oft Außenseiter in der Schule, da ihr Verhalten von Gleichaltrigen als störend empfunden wird. Dies kann zu sozialer Ausgrenzung führen, die auch im Erwachsenenalter fortbesteht.
  • Beziehungsprobleme: Auch in romantischen Beziehungen treten häufig Konflikte auf. ADHS-Betroffene haben Schwierigkeiten, ihre Emotionen zu regulieren, was zu spontanen Wutausbrüchen oder impulsiven Entscheidungen führen kann.

Schwierigkeiten im Berufsleben

ADHS kann auch die berufliche Entwicklung erheblich beeinträchtigen.
Die Anforderungen des Arbeitslebens – insbesondere in Berufen mit hoher Eigenverantwortung oder komplexen Aufgaben – stellen oft eine große Herausforderung dar:

  • Konzentrationsschwierigkeiten: Längere, monotone Aufgaben fallen schwer, was zu Leistungseinbußen führt.
  • Unorganisiertheit: Menschen mit ADHS haben Schwierigkeiten, ihre Arbeit strukturiert zu erledigen, Fristen einzuhalten oder Prioritäten richtig zu setzen.
  • Wechselnde Jobs: Betroffene neigen dazu, oft den Job zu wechseln, weil sie sich entweder schnell langweilen oder Schwierigkeiten haben, sich an die Anforderungen des Berufs anzupassen.

Geringes Selbstwertgefühl

Die ständigen Rückschläge, Missverständnisse und Frustrationen im Alltag führen häufig zu einem geringen Selbstwertgefühl bei ADHS-Betroffenen. Dies beginnt oft schon in der Kindheit, wenn sie als „schwierig“ oder „faul“ abgestempelt werden. Im Erwachsenenalter bleibt dieser innere Kampf oft bestehen, wenn sie das Gefühl haben, den Anforderungen der Gesellschaft nicht gerecht zu werden.

Langfristiger Ausblick

Die gute Nachricht ist: Mit der richtigen Unterstützung und einem umfassenden Behandlungsansatz können viele ADHS-Betroffene lernen, ihre Symptome zu managen und ein erfülltes Leben zu führen.
Therapie, Medikation und gezieltes Coaching helfen dabei, den Alltag zu strukturieren, Emotionen zu regulieren und die eigenen Stärken zu erkennen. Doch es bleibt eine Herausforderung – besonders, wenn die Diagnose erst spät gestellt wird und bereits viele psychosoziale und gesundheitliche Folgen entstanden sind.

Was ist ADHS/ADS?

ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit- / Hyperaktivitätsstörung) und ADS (ADHS ohne Hyperaktivität) gehören zu den am häufigsten diagnostizierten neuropsychologischen Störungen bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen. Dabei geht es nicht nur um „zappelige“ Kinder oder Erwachsene, die sich schwer konzentrieren können – ADHS/ADS hat tiefergehende Ursachen und weitreichende Auswirkungen auf das Leben der Betroffenen.

ADHS: Die drei Kernsymptome

ADHS ist gekennzeichnet durch eine Kombination von drei Kernsymptomen: Aufmerksamkeitsstörungen, Hyperaktivität und Impulsivität. Diese können in unterschiedlicher Ausprägung auftreten und variieren stark von Person zu Person.

  • Aufmerksamkeitsstörungen: Betroffene können ihre Aufmerksamkeit nicht über einen längeren Zeitraum auf eine Aufgabe richten (wenn sie nicht ausreichend interessiert sind). Sie lassen sich leicht ablenken, haben Schwierigkeiten, sich auf Details zu konzentrieren und wirken oft vergesslich oder unorganisiert. Dabei sind es nicht immer einfache Aufgaben, die ihnen Schwierigkeiten bereiten – auch komplexe oder interessante Themen können plötzlich die Aufmerksamkeit verlieren.
  • Hyperaktivität: Menschen mit ADHS sind häufig innerlich getrieben. Sie zeigen motorische Unruhe, sei es durch ständiges Herumlaufen, Zappeln oder das Wippen mit den Füßen. Kinder mit ADHS haben oft Schwierigkeiten, ruhig zu sitzen, während bei Erwachsenen die Hyperaktivität
    manchmal nach innen verlagert wird, wodurch sie sich innerlich rastlos fühlen.
  • Impulsivität: Impulsives Verhalten ist eines der deutlichsten Symptome bei ADHS. Betroffene handeln oft ohne nachzudenken und zeigen wenig Geduld. In sozialen Situationen kann das dazu führen, dass sie andere unterbrechen oder impulsive Entscheidungen treffen, die später bereut werden.

ADS: Die „stille“ Variante

Während ADHS durch Hyperaktivität und Impulsivität geprägt ist, zeigt sich bei ADS eine andere Symptomatik. ADS wird oft als „Tagträumer-Syndrom“ beschrieben, da die Betroffenen in Gedanken versunken sind, sich schwer fokussieren können, aber weniger durch motorische Unruhe auffallen. Das macht es schwieriger, ADS zu erkennen, da diese Form oft übersehen oder erst spät diagnostiziert wird. Menschen mit ADS sind eher in sich gekehrt, wirken ruhig und verträumt, aber haben dennoch große Schwierigkeiten, konzentriert zu arbeiten.

Ursachen und biologische Grundlagen

Die genauen Ursachen von ADHS/ADS sind immer noch Gegenstand intensiver Forschung. Es gibt jedoch Hinweise darauf, dass genetische und neurobiologische Faktoren eine Schlüsselrolle spielen:

  • Genetik: Studien zeigen, dass ADHS/ADS häufig familiär gehäuft auftritt. Kinder von Eltern mit ADHS haben ein signifikant höheres Risiko, ebenfalls betroffen zu sein. Dabei sind bestimmte Gene, die an der Regulation von Neurotransmittern wie Dopamin beteiligt sind, in Verdacht geraten. In etwa 80% der Fälle ist die Ursache angeboren.
  • Neurobiologie: Forschungen legen nahe, dass bestimmte Hirnareale bei Menschen mit ADHS/ADS anders arbeiten. Besonders das dopaminerge System, das für Motivation und Belohnungsverarbeitung zuständig ist, scheint bei ADHS-Betroffenen beeinträchtigt zu sein. Dies führt zu einer schlechteren Selbstregulation und Schwierigkeiten, ihre Aufmerksamkeit aufrechtzuerhalten.
  • Umwelteinflüsse: Neben genetischen Faktoren spielen auch Umwelteinflüsse eine Rolle. Frühgeburten, Nikotin- und Alkoholkonsum während der Schwangerschaft sowie psychosoziale Belastungen können das Risiko erhöhen, eine ADHS/ADS zu entwickeln.

Wie wird ADHS/ADS diagnostiziert?

Die Diagnose von ADHS/ADS ist komplex und basiert auf einer detaillierten Anamnese, Verhaltensbeobachtungen und psychologischen Tests. Da viele der Symptome auch bei anderen Störungen auftreten können, wie z.B. Angststörungen oder Depressionen, ist eine differenzierte Diagnose durch spezialisierte Fachleute essenziell. In vielen Fällen kommen strukturierte Fragebögen, Interviews und neuropsychologische Tests zum Einsatz, um die Symptomatik umfassend zu erfassen.

Dabei muss besonders bei Erwachsenen darauf geachtet werden, ob die Symptome bereits in der Kindheit vorlagen. ADHS bei Erwachsenen äußert sich oft anders als bei Kindern, weshalb Rückfragen zur frühen Entwicklung sowie Beobachtungen durch Eltern oder Lehrer entscheidend sind.

Behandlungsmöglichkeiten und Strategien

Die Behandlung von ADHS/ADS erfolgt häufig multimodal, das heißt, es werden verschiedene Ansätze kombiniert, um die Symptome optimal zu kontrollieren und den Betroffenen den Alltag zu erleichtern.

  • Medikamentöse Behandlung: Medikamente wie Methylphenidat (z.B. Ritalin) oder Amphetaminderivate (z.B. Elvanse) gehören zu den am häufigsten verschriebenen Mitteln bei ADHS. Diese Medikamente wirken auf das dopaminerge System und helfen, die Selbstkontrolle und Aufmerksamkeit zu verbessern. Dabei sind sie keineswegs „Beruhigungsmittel“, sondern wirken gezielt auf bestimmte Hirnregionen und können die Symptomatik für die Wirkdauerzeit völlig verschwinden lassen oder aber erheblich verbessern. Die Medikamente sind effektiv, sicher und verhältnismäßig nebenwirkungsarm. Außerdem bildet eine medikamentöse Behandlung oft erst die nötige Basis, um weitere Therapien zu ermöglichen oder deren Erfolg deutlich zu verbessern. Mehr als die Hälfte der ADHS Betroffenen können ihr Leben unter der Medikation vollkommen normalisieren.
  • Psychotherapie: Verhaltenstherapeutische Ansätze sind der psychotherapeutische Ansatz der Wahl.
    Dabei lernen Betroffene, wie sie ihre Impulsivität kontrollieren und ihre Konzentration verbessern können. Kognitive Verhaltenstherapie (CBT) hilft, negative Denkmuster zu erkennen und durch positive zu ersetzen, während Coaching-Ansätze darauf abzielen, die Alltagsorganisation zu verbessern.
  • Psychoedukation: Aufklärung ist ein zentraler Aspekt der Behandlung. Sowohl Betroffene als auch deren Umfeld sollten verstehen, was ADHS/ADS ist und wie es sich auf das Verhalten auswirkt. Dies schafft Akzeptanz und hilft, Missverständnisse zu vermeiden. Alltagsstrategien: Für Menschen mit ADHS/ADS sind strukturierte Tagesabläufe und klare Routinen enorm wichtig. To-do-Listen, Erinnerungen und Zeitmanagement-Tools können helfen, den Alltag besser zu organisieren und Überforderungen zu vermeiden.
    Ernährung und Bewegung: Es gibt Hinweise darauf, dass eine ausgewogene Ernährung und regelmäßige Bewegung positive Effekte auf die Symptomatik haben können. Besonders Sport hilft, überschüssige Energie abzubauen und die Konzentrationsfähigkeit zu fördern.
    Langfristiger Ausblick

ADHS/ADS begleitet die Betroffenen oft ein Leben lang. Die Symptome können sich zwar mit zunehmendem Alter verändern, verschwinden jedoch selten vollständig. Erwachsene mit ADHS/ADS haben oft Schwierigkeiten, ihre Impulsivität und innere Unruhe zu kontrollieren, was zu Problemen im Beruf oder in zwischenmenschlichen Beziehungen führen kann.

Mit der richtigen Unterstützung und Behandlung ist es jedoch möglich, die Symptome erfolgreich zu managen. Viele Betroffene entwickeln über die Jahre kompensatorische Strategien, die ihnen helfen, ihre Stärken in den Vordergrund zu stellen und ein erfülltes Leben zu führen.

Dieser Beitrag ist eine knappe Zusammenfassung der wichtigsten Aspekte von ADHS/ADS. Wenn Du Dich wirklich umfassend über das gesamte Störungsbild, Diagnostik, Behandlung und die Entwicklung in den verschiedenen Altersstufen informieren möchtest, findest Du hier hier, auf der Webseite von ADHS Deutschland e.V. einen ausführlichen, gut lesbaren Artikel, der keinen Aspekt auslässt:
Die Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung (ADHS), früher "Hyperkinetisches Syndrom" (1) | ADHS Deutschland e. V. (adhs-deutschland.de)