.. dachte ich mein - schon recht fortgeschrittenes - Leben lang auch, bzw. wäre gar nicht auf die Idee gekommen, wäre ich nicht zufällig über einen Artikel einer Journalistin gestolpert, die über ihr eigenes, spätdiagnostiziertes ADHS berichtete und der mich buchstäblich aus allen Wolken fielen ließ..
Und so geht es ja vielen - ADHS ist, gemessen an seinem tatsächlichen Vorkommen - tatsächlich noch stark unterdiagnostiziert, gerade bei Frauen.
Das liegt, wie ich dann auch an mir lernen durfte, an einer stark verbreiteten Unwissenheit über ADHS in der Gesellschaft und weit verbreiteten, völlig falschen Vorurteilen und einer grundsätzlichen Stigmatisierung und Tabuisierung von geistigen und psychischen Krankheiten und Störungen gegenüber somatischen. Deshalb ist die Arbeit von Organisationen, wie ADHS Deutschland e.V. auch von immenser Wichtigkeit, um das Wissen über ADHS in der Gesellschaft zu verbreitern und Akzeptanz und sinnvollen Umgang zu schaffen.
Allein die volkswirtschaftlichen Schäden, neben den persönlichen Tragödien, der durch nicht-diagnostiziertes und behandeltes ADHS auftretenden Folgeschäden, wie Sucht, Kriminalität, Depressionen, Angststörungen, Suizide, Arbeitslosigkeit sind immens.

Körperliche Hinweise
- Schlafstörungen
- Einschlafstörungen nachts, nächtlicher Overthinking Modus, Gedankenrasen
- Durchschlafstörungen: Alpträume, luzide Träume
- ständige Müdigkeit und Erschöpftheit
- Tagsüber plötzliches, überwältigendes Schlafbedürfnis bis zum spontanen Einnicken(Intrusive Sleep Disorder)
- Ernährung
- Maßloser Kaffeekonsum, Kaffee macht nicht wach, Kaffee ist auch nachts kein Problem
- Gestörtes - oder nicht vorhandenes - Durst-/Hunger-/Appetitgefühl
- Plötzliche Fressattacken
- Neigung zu süßen und fettigen Nahrungsmitteln
- Alkoholmissbrauch
- starker Nikotinabusus
- Immer dasselbe Essen, bis plötzlich die Lust darauf verschwindet
- Sensorische Probleme
- Gelegentlich auftretende Sehstörungen (Unschärfe, Nebel, erhöhte Kurzsichtigkeit
- Akustische Fokusprobleme - Stimmen nicht "heraushören" können im Gespräch
- Überempfindlichkeit (schwankend) gegen akustische, optische und haptische Reize bis zum Sensory Overload
- Mysophonie: akutes Aggressionsgefühl bei bestimmten Geräusche, z.B. Essgeräuschen
- Sensorische Empfindlichkeit (kratziger Pulli, Kälte, Wärme, Schild im Pulli)
- Bewegungsunruhe oder Stimming (selbststimulierendes oder beruhigendes Verhalten)
- Kiefer mahlen
- Mit Ringen, Schmuck spielen
- Hin und Her wippen
- Mit Sachen herumspielen, auf Stiften kauen, rumnesteln,
- Haare verdrehen
- Lippe kneten
- Augenbrauen "streicheln"
- Rumkritzeln bei Telefonaten, Umherlaufen
- Meetings etc: Öftere "Toilettenbesuche"
- Mit Füssen und Beinen wippen
- An der Haut oder Kleidung zupfen
- Wiederholung von Wörtern oder Sätzen
- Summen, wiederholende Geräusche machen
Soziale Hinweise
- Auf Parties immer mit Hilfstätigkeiten beschäftigt (Spülen, Aufräumen, beim Essen machen helfen)
- Partyflucht - frühzeitiges, möglichst unauffälliges Entfernen aus sozialen Situationen
- Nicht gut "In die Augen schauen" und gleichzeitig zuhören können bei Gesprächen
- Bei Gesellschaften: Gespräche schwierig, weil
- alle Stimmen und Geräusche gleich laut wahrgenommen werden, Fokus auf Stimme des Gegenübers ist schwierig
- Ablenkungen durch Umfeld - Gespräche am Nebentisch, Bewegung im Raum, ständiges Scannen der Umgebung
- Vis a Vis: Gespräche schwierig, weil
- Zoning out - mentales "Weggleiten" in geistige Leere, plötzliche geistige Abwesenheit
- Ablenkung durch eigene Gedanken und Assoziationen
- Konzentration darauf, "Normal" zu wirken, mehr Gedanken über das "Wie" der Kommunikation, als das "Was", deshalb zäher Gesprächsfluss
- Verzögertes Verstehen des Anderen - erst: Was? - Frage und sofort die Antwort hinterher
- Social Jetlag - tiefes Erschöpfungsgefühl nach sozialen Aktivitäten
- Social Rejection Anxiety - Tatsächliche oder auch nur gefühlte, oder befürchtete Kritik, Kränkung oder Ablehnung führt zu tiefster Verstimmung, Autoaggressionen, Selbstwertkrisen und ggf. zu mehrtägigen "Overthinking" Schleifen
- Hyperempathie - ungefiltertes Wahrnehmen der Stimmungen anderer, was v.a. als belastend wahrgenommen wird, nicht Abgrenzen können zu eigenen Gefühlen
- Geringes, oder stark schwankendes, Selbstwertgefühl, Gefühl der Andersartigkeit seit Kindheit
- Soziale Ängste, Vermeidung sozialer Situationen, Isolation, Scham- und Schuldgefühle
- Häufige Jobwechsel - neue Jobs sind am Anfang spannend, dann nicht mehr
- Häufige Partnerwechsel, Promiskuität
- Häufige Wohnortwechsel
- Partnerschaftliche und sexuelle Probleme ("Äh, wo waren wir gerade?")
- Introversion
- Ständige Unpünktlichkeit (oder starke Angst, zu spät zu kommen)
- Unterbrechen, oder Sätze des anderen vervollständigen wollen (oder der Impuls dazu)
Psychische / Kognitive Hinweise
- Spontanes Gefühl unverhältnismäßiger Überlastung schon bei kleineren Aufgaben, die "hinzukommen"
- Unwillen, oder Unfähigkeit, andere um Hilfe zu bitten
- Etliche angefangene Planer, Notizbücher, To Do Listen
- Immer viele Gedanken gleichzeitig (und irgendwo spielt Musik)
- Ungeduld, Problem zu warten, ggf. sich rasch aufbauende innere Aggression in Wartesituationen
- "Waiting mode" bei späteren Verabredungen - Unfähigkeit, etwas zu tun, bis der Termin um 13h beginnt
- Hyperfokus - sehr tiefe, lange Versunkenheit und tiefste Konzentration bei interessanten Tätigkeiten, Hobbies etc. Dabei kaum Zeit-, Durst- oder Hungergefühl
- Schwierigkeiten, verbalen Anweisungen zu folgen
- Unwillen gegenüber Anweisungen, Befehlen, Aufforderungen
- Schwierigkeiten, längere, "langweilige" Texte zu lesen
- Stimmen/Gedanken, die einen ständig kritisieren, abwerten
- Intrusive Gedanken
- Geringes Selbstwertgefühl
- Neigung zu "düsteren" Gedanken, Vorstellungen, stundenlanges "Doomscrolling"
- Fängt Projekte/Hobbies mit großer Begeisterung an, dann plötzlicher Interessensverlust
- Depressive Stimmungs-Einbrüche mit Gefühlen von Minderwertigkeit, Aussichtslosigkeit und Resignation
- Unüberlegte Spontankäufe
- "ADHS Rage" (spontane, ungezügelte innere Aggression) bei Unterbrechung in Konzentration, laute Essgeräusche, langsamem Sprechen, Gehen etc.
- Gedächtnisprobleme
- Wörter, Zahlen, PIN Codes (selbst, wenn jahrelang verwendet) vergessen
- Gesichtsblindheit
- Vergessen, wie man den Satz angefangen hat und wie er enden sollte
- In dem Raum kommen "Was wollte ich hier?"
- Ständig Dinge verlegen, verlieren, vergessen
- Brain Fog
- Nicht anwesende Personen werden "vergessen", geraten aus dem Fokus
- Leichte Ablenkbarkeit, Neigung, sich Social Media hinzuwenden
- Sucht- und Missbrauchstendenzen (Drogen, Sex, Pornografie, Spielsucht, Essstörungen .. )
- Task Paralysis - Unfähigkeit, eine bestimmte Tätigkeit durchzuführen, obwohl sie schnell und einfach zu erledigen wäre. Dabei immenser psychischer Druck und Versagensgefühle
- Schwierigkeiten "nichts" zu tun,sich zu entspannen, ständiges Gefühl der "inneren Getriebenheit"
- Priorisierungsprobleme - alle Aufgaben sehen gleich wichtig aus
- "Chaos Piles" - verteilte, ungeordnete Ablagestapel in der Wohnung
- Heftige, plötzliche Stimmungsschwankungen
- Schwierigkeiten - bis zur Unfähigkeit - aktuelle Gefühle, Bedürfnisse und inneres Erleben zu beschreiben
- Wenig Freunde, soziale Beziehungen
- Seltsames Wahrnehmen von Zeit (Vergangenheit, als Bild, nicht als Verlauf wahrnehmen, Zeitblindheit)
- Chaos in der Wohnung, wegen Unfähigkeit zum Ordnung halten - Außer, es kommt jemand zu Besuch. Dann plötzliches Panik-Aufräumen ohne Probleme
- Dinge können immer nur gut und zügig erledigt werden, wenn Abgabetermine o.ä. drohen
- Hohe Hilfs- und Lösungsbereitschaft, aber kein, oder wenig, "Mitleid"
- Messi Tendenzen, Sammelwut
- Erhöhte Risikobereitschaft
- Ausgeprägtes Schwarz/Weiß Denken
- Hohe Belastbarkeit und Ruhe in Krisensituationen und das Gegenteil in ruhigen Zeiten